Heilpädagogik Bonnewitz - Bild von den Anfängen

Anfänge

Nach dem Ersten Weltkrieg besann man sich neu auf die wesentlichen Dinge des Lebens und entdeckte, dass zur Fortentwicklung der menschlichen Kultur am besten bei den jungen Menschen und der Entfaltung des gesamten Menschen mit all seinen Anlagen und Möglichkeiten anzusetzen sei. So entstanden die Reformpädagogik und die Kunsterziehungsbewegung und schließlich die Waldorfpädagogik, die beide Elemente sowie die vertiefende Menschenkunde der Anthroposophie umfasst.

In manchen Menschen lebte der soziale Gedanke, dass die Höhe einer Kultur auch daran zu messen sei, wie eine Gemeinschaft mit ihren schwächeren Gliedern umgeht. Dieser Aufgabe widmeten sich die drei Persönlichkeiten, denen unsere Einrichtung ihre Entstehung verdankt: Martin Kretschmer (1897-1942), Annemarie Kretschmer, geborene Spitzner (1899-1934) und Margarete Bär (1898-1957).

Liebevoll richteten die drei anthroposophischen Pioniere Räume in der ehemaligen Dora-Menzler-Gymnastikschule in Hellerau ein. Am Ende des ersten Jahres waren die Räume für mittlerweile 28 Zöglinge und 15 Mitarbeiter zu klein geworden.

Umzug nach Bonnewitz

1935 konnte Schulleiter Martin Kretschmer trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten von der Stadt Pirna eine Villa mit Nebengebäuden und Park in Bonnewitz erwerben. Das Heim wurde mit organisch geformten Möbeln, lichten Farben und schönen Malereien ausgestattet. Im Juni 1941 fanden die vielfältigen Tätigkeiten Martin Kretschmers ein abruptes Ende, als die Gestapo das Heim durchsuchte und Kretschmer verhaftete. Durch seine aufrechte, der Humanität und Menschlichkeit verpflichteten Gesinnung, die er nicht verbarg, hatte er sich als Gegner des herrschenden Systems erwiesen.

Das Heim sollte sofort geschlossen werden, konnte aber noch unter einem Treuhänder bis Ende März 1942 weiterarbeiten. Allein Grete Bär gestatteten es die Behörden, mit einigen Zöglingen in der umgebauten Scheune am Rande des Geländes zu bleiben. Sie verließ Bonnewitz erst bei Kriegsende, weil unter russischer Besatzung nicht mit einer Fortführung der Arbeit zu rechnen war. Der Staat führte das Heim weiter und betreute darin noch viele Jahre Waisenkinder, bis es von einem Dachbrand so stark beschädigt wurde, dass man es schließen musste.